Grenzen – Frühlingspost 2019

Jetzt ist die Frühjahrsaktion der Postkunst, welche von Michaela Müller und Tabea Heinicker iniziiert wird, leider schon wieder am Ende angelangt und ich bilde mit meinen Karten den Abschluß in der Gruppe 10. Am Anfang war ich skeptisch, wie ich auf die Farbvorgabe mit dem Pastell reagieren soll. Allerdings wollte ich das Kleistern gerne mal ausprobieren.

Nach einem inspirierenden Ausstellungsbesuch in Wiesbaden bei Eduardo Chillida, bei dem ich von einer Freundin erfuhr, dass sie bereits losgekleistert hatte, legte auch ich einfach mal los und kochte den Kleister (Stärke und Wasser). Dazu mischte ich ein paar Pigmente Petrol und später auch etwas schwarze Tusche. Da ich noch nie damit gearbeitet hatte, versuchte ich das ganze erstmal auf Papieren, die ich gerade fand – linierte Blätter, Milimeterpapier etc. Es wellte sich ziemlich stark und ich wußte nicht so direkt wie ich weiter machen sollte. Danach versuchte ich es mit dickerem Papier, bekam den Tipp mit Ingrespapier zu arbeiten, aber das hatte ich nicht zu Hause. Ich versuchte angelehnt an die Formensprache Chilidas Spuren auf em Papier zu hinterlassen, was mich nicht überzeugte. Somit entschied ich mich für parallele Streifen in unterschiedlichen Breiten. Nach etwas Recherche und angeregt von Chillidas Titeln fand ich ein für mich passendes Zitat von Eduardo Chilida:

„Von der einen Seite der Grenze zur anderen wechseln […] Die Grenze ist der wahre Hauptdarsteller des Raums, so wie die Gegenwart – eine andere Grenze – der Hauptdarsteller der Zeit ist“

In diesem Text fand ich das Zitat. Es geht um Grenzen. Wo existieren Grenzen? Nicht nur im raumlichen Sinne sondern auf zwischen Menschen, im eigenene Kopf und noch an vielen anderen Stellen. Wie kann man sie symbolisieren? Ich fing mit der Kombination aus 2 unterschiedliche Kleisterpapiere an. Was passiert genau an der Grenze? Ich fand es spannend. Ländergrenzen sind so präsent, aber eigentlich existieren sie in vielen Fällen nur auf dem Papier, sie sind manchmal einfach nur ein Strich auf einer Landkarte, Völkergruppen leben auf beiden Seiten der Grenze, die Landschaft gleicht sich oft auch. Manchmal verschwimmen sie und dann sind sie doch sehr stark zu unterscheiden, viele Mauern werden gerade wieder aufgebaut, es gibt verstärkt Grenzkontrollen. Wie fühlt man sich, wenn man auf der falschen Seite lebt?

So fing ich an und machte Collagenstreifen in der Größe von 15x7cm. Ich entschied mich drei unterschiedliche Arten von Karten zu machen, je nachdem wieviel Text man schreiben möchte mit mehr oder weniger Platz.

eine einfache Klappkarte

ein Minileporello

und eine zusammen genähte Karte mit Transparentpapierseiten

Die Umschläge entstanden aus einem Kleisterpapier, dass mit einem Transparentpapier zusammengenäht wurde. Eine Musterklammer verschließt dann den Umschlag. Ich konnte mich nicht entscheiden, ob das Kleisterpapier lieber nach innen oder außen zeigt, somit gibt es beide Varianten. Die Spuren auf der Rückseite sind teilweise ganz schön als Ergänzung zu einer potenziellen Adresse.

                 

Die äußeren Papiere sind auch Versuchspapiere, teilweise recht dickes Papier, da ich dachte, dass sich dann das Papier weniger wellt. Allerdings ist es dann schlecht weiterzuverarbeiten. Die Musterklammern sind echt praktisch – ich liebe sie. Und sie werden für die inneren Briefumschläge gebraucht. Somit können die Empfängerinnen sie dann recyclen. Teilweise sind die Papiere recht düster geworden. Nicht mehr wirklich pastel.

   

Und hier seht ihr meine wichtigsten Helfer:

1.dieses Gitter half die feinen Linien in den Kleister zu ziehen. 2. Die Holfbretter und Schraubzwinge prestten die Karten 3. Lineal, Schneidematte und Cutter halfen beim Zuschneiden 4. der Lochstanze machte die Löcher in die Breifumschläge (mein Lieblingswerkzeug!) 5. Der dicke Katalog presste die Papiere schon mal vor und bot neue seiten als Unterlage beim Kleben 6. der Buchbindeleim half beim Kleben, allerdings bin ich darin kein Meister und Kleber war am Ende überall.

Das Kleistern werd ich wohl nochmal etwas üben. Gerade auf unterschiedlichen Untergründen oder weitere Strukturen, die ich im Laufe der Zeit bei anderen Postkunstteilnehmerinnen gesehen habe, reizen mich, es selbst nochmal zu versuchen. Wobei bei mir fand ich immer die Papiere am schönsten, wo wenig Kleister aufgetragen war und man noch viel Untergrund, wie das Milimeterpapier, sehen konnte. Allerdings ist es mit dem Pressen bzw Bügeln doch recht umständlich, aber die fertigen glatten Papiere sind ganz schön weiterzuverarbeiten. Theoretisch könnte ich es auch dann als Umschlagpapier für selbstgebundene Skizzenbücher verwenden.

Es ist immer wieder erstaunlich, wie eins zum anderen kommt, wieiviel Spaß es macht und das Ergebnis teilweise ganz anders wird, als man am Anfang dachte.

Vielen Dank an Gruppe 10. Ihr ward großartig.

4 comments

  1. Liebe Tochter,
    eine sehr gute genaue Beschreibung Deiner Vorgehensweise für die Postkunst. So kann jede/jeder ganz gut nachvollziehen, wie Du diese tollen verschiedenen Kunstwerke geschaffen hast. Sehr informativ.
    Vielen Dank dafür.
    Deine Frau Mama

  2. liebe clara,
    ich bin total begeistert von deinen karten. du hast dir ungewöhnliche formate ausgesucht, die im zusammenspiel mit deinen mustern eine tolle wirkung erzielen und deine farbkombination finde ich einfach traumhaft. liebe grüße, martina

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